Die Wunderkammer der Erinnerungen


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Eine Installation aus zehn gebrauchten Vitrinenschränken, die von zehn Seniorengruppen mit Migrationshintergrund unter Anleitung von Künstler/innen künstlerisch gestaltet werden. Die Installation stand in der Stadtbibliothek Hannover.

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Ältere Menschen, egal aus welcher Kultur sie kommen, sind erfüllt von Erfahrungen und Erinnerungen. Die meisten älteren Menschen geben ihre Erinnerungen gerne weiter, erzählen von früher, erinnern sich an ihre Jugend, ihre Eltern, ihre Heimat.
Ausgangspunkt unseres künstlerischen Beteiligungsprojektes für ältere Menschen mit Migrationshintergrund sind so genannte Erinnerungscafés. Zu einem festen Termin an einem vertrauten Ort (wie dem im Stadtteiltreff oder im Gemeindezentrum) trifft sich zweimal im Monat eine Gruppe von Älteren mit einer Künstlerin/ einem Künstler, zum sich Erinnern, zum Erzählen. In möglichst vielen Stadtteilen sollen sich Senioren in Erinnerungscafés treffen. 

Die künstlerische Arbeit in den Gruppen kann sehr unterschiedlich sein. Ausgangspunkt ist aber immer die Erinnerungsarbeit mit den SeniorInnen. Diese werden zu den ersten Treffen der Gruppe materielle Erinnerungen, wie Fotos ihrer Eltern oder ihres Heimatortes mitbringen und zunächst einmal den anderen Geschichten und Erinnerungen erzählen.
Diese werden mit dem Einverständnis der Beteiligten aufgezeichnet (Diktiergerät) oder mitgeschrieben. Die aufgezeichneten Erzählungen sind auch die Grundlage für die Dokumentation des Projektes. In einem Zeitraum von etwa drei Monaten werden sich Themen oder Motive herauskristallisieren, welche die Menschen künstlerisch bearbeiten wollen. Sie tun dies unter Anleitung jeweils einer Künstlerin/ eines Künstlers. Je nach Wunsch der Gruppe und Spezialgebiet des Künstlers/ der Künstlerin werden unterschiedliche gestalterische Techniken genutzt: die Fotos könnten malerisch verfremdet werden; oder es könnte Motive eines Fotos aus Tonfiguren nachgebaut werden. Es könnten wiederum neue Fotos entstehen; oder es wird eine Gemeinschaftstextilarbeit hergestellt werden. 
Alle künstlerischen Ergebnisse werden in einem alten/ gebrauchten Vitrinenschrank, der für das Projekt auf ein speziell angefertigtes Untergestell aus Metall montiert wird, angeordnet. Die alten Schränke oder Schrankaufsätze erzählen an sich schon eine Geschichte. Jedes Erinnerungscafé gestaltet also einen Schrank. Die zehn Schränke werden zum Abschluss des Projekts in einer großen Installation zusammengefasst, die für mehrere Wochen in der Stadtbibliothek Hannover gezeigt wird. Nach dem Ende der Ausstellung können die Vitrinenschränke wieder in die Erinnerungscafés zurückkehren und dort dauerhaft ausgestellt werden. 

Bei der Installation in der Stadtbibliothek handelt es sich um eine Art Wunderkammer der Erinnerungen. Das Konzept der Wunderkammer ermöglicht es, unterschiedliche Ergebnisse zusammenzufassen und den/ die Betrachter zum Wundern oder eher zum Staunen und Wahrnehmen anderer zu bringen. 

Für die Teilnehmenden bedeutet das Projekt, dass ihre ganz persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen eingebracht werden, die Beachtung und Wertschätzung erfahren. Sie können über den Weg der schöpferisch-gestaltenden Bearbeitung ihren persönlichen Ausdruck finden. Für den Betrachter wird es möglich, Bezüge herzustellen zwischen den Ausstellungsstücken der verschiedenen Gruppen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen.